Ein Text über das Kunstwerk von Ricarda Lake. Hosianna,
erhebt sich aus den Wogen des Nass, seufzend, räkelnd lässt das Wasser die Badende nur ungern von Dannen ziehen, hält sich aus tiefster Kraft an ihrem Körper fest, verkriecht sich in ihr Haar, ihr nah sein, sie nie verlassen sein höchstes streben Nicht zurück ins nichts sein, der kleine Tropfen vergießt eine Träne, als sie ihn in raues Frottee zu schlagen versucht, sich seiner zu entledigen. Nicht mehr Teil der glatten Landschaft, nicht mehr einer von vielen tropfen im Meer, sondern Teil ihrer Silhouette, eins werden, ihr die Haut kühlen, ihre Wimpern mit seinem Funkeln und Glitzern schmücken und zieren. Einzigartig sein. Der eine sein der es schafft, so klettert er an ihrer Haut und bleibt schließlich an ihrem Daumen hängen. Geschafft. Dann schnipst sie ihn weg.
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Sabine Lönne über das Kunstwerk "Vater und Sohn" von Lars Theuerkauff. Junges Fleisch, altes Fleisch.
Vom selbem Blut, auch wenn nur seines fließt. Fast lieb gewonnen die Stunde zwischen Ende der Nacht und Anbruch eines neuen Tages. Wenn sein Vater sich Erleichterung verschafft und ihn aus dem Schlaf schlägt. All seine Wut über die bezahlten Drinks ohne Garantie auf eine schnelle Nummer durch leidenschaftliche Schläge mitteilt. Um danach erschöpft auf das Sofa zu fallen und besinnungslos einem neuen leeren Tag entgegen zu dämmern. Dann wagt er sich zu ihm – nie ganz sicher, ob sein Vater ihn hört. Oder spürt. Legt sich nackt auf das schweißige Kreuz, das kleine Gesicht fest an die klebrige Haut geschmiegt. Saugt den faulen Duft der Enttäuschung ein. Noch einen tiefen Zug. Einen noch. Spürt, wie das Herz den Alkohol durch die Adern treibt. Verschmilzt mit dem Auf und Ab des Atems. Vertraute. Ein Fleisch. Ein Blut. Eldorado. 10 Tage im Jahr. Für Postkarten hat das Glück nie gereicht. In Berlin kocht Mama den ersten Kaffee. Schaut später enttäuscht in den leeren Postkasten. Während kühle Morgenluft den wunden Rücken küsst. Vater-und-Sohn-Zeit. |